Der polnische Heizungsbauer
Der Pole Antoni Grot (1922–2012) stammt aus einer Kleinstadt in der Nähe von Danzig (Gdańsk). Im Alter von 18 Jahren schickt das Arbeitsamt ihn zur Zwangsarbeit nach Elbing (Elbląg). Dort muss er vier Jahre lang als Schweißer für eine Werft arbeiten, ehe die Deutschen ihn im Juni 1944 nach Berlin verschleppen. Angestellt bei dem Subunternehmen John Schmitz, schweißt er in den Siemens-Schuckertwerken Heizungen. Weil er in diesem Fach bereits erfahren ist, erhält er verantwortungsvollere Aufgaben als andere polnische Zwangsarbeiter:innen. Den zahlreichen Bombenangriffen auf die Siemens-Werke sind die Zwangsarbeiter:innen meist schutzlos ausgeliefert.
Die Firma quartiert Grot in einem Siemens-Barackenlager für polnische Zwangsarbeiter in Falkensee westlich von Berlin ein. Von dort fährt er jeden Tag eine Stunde mit dem Zug zur Arbeit und ist Schikanen deutscher Jugendlicher ausgesetzt. Weil Grot in einem Brief an seine Familie schreibt, dass die Verpflegung sehr schlecht ist, verhört ihn die Kriminalpolizei. Nach der Befreiung im April 1945 kehrt er in seine Heimatstadt zurück. Erst ab den 1990er Jahren erhält er in mehreren Raten eine symbolische Entschädigung für die fünfjährige Zwangsarbeit.
Arbeitskarte von Anton Groth, ausgestellt vom Arbeitsamt Elbing am 14. Juni 1944 © Fundacja Ośrodka Karta, Warschau
Rückseite der Arbeitskarte © Fundacja Ośrodka Karta, Warschau
Antoni Grot war bei dem Subunterunternehmen John Schmitz (Potsdam) angestellt. “Im Auftrag von ZBW” verweist auf das Siemens-Zentralbetriebswerk. © Fundacja Ośrodka Karta, Warschau
Antoni Grot, 1938/39 © Privatbesitz
Antoni Grot, 2005 © Fundacja Ośrodka Karta, Warschau